Queeres Selbstverständnis

Veröffentlicht von lw am

Wir haben 2021. Und trotzdem haben queere Menschen immer noch unter Anfeindungen und Unverständnis zu leiden. Dem wirken Medienangebote entgegen, die nicht unbedingt erklären, sondern einen ganz selbstverständlichen Einblick geben in das Leben queerer Menschen. Bestes Beispiel hierfür ist der in diesem Jahr mit dem Grimme Online Award ausgezeichnete Podcast „Queerkram“ von Johannes Kram. Er lädt Interviewpartner*innen aus der LGBTI*-Szene – und darüber hinaus – ein und spricht mit ihnen über Themen wie Homophobie, queere Sichtbarkeit oder die Situation von LGBTI* in der Gesellschaft. Dabei entstehen konstruktive und fundierte Gespräche, die interessant und lehrreich sind – und die Hörer*innen gut unterhalten. Bei „GOA talks“ wird Johannes Kram berichten, was seine Motivation ist, welche Reaktionen es auf seinen Podcast gibt und was er in den Jahren seines aktivistischen Tuns als erreicht ansieht.

Porträt Johannes Kram, Foto: Lukas von Loeper
Porträt Johannes Kram, Foto: Lukas von Loeper

Johannes Kram lebt in Berlin und ist Autor, Textdichter, Blogger und Marketingstratege.

Seit 2009 betreibt er das „Nollendorfblog“, für das er 2016 für dem Grimme Online Award nominiert war. Im Jahr 2021 erhielt er den Grimme Online Award in der Kategorie Kultur und Unterhaltung für seinen Podcast „Queerkram“, in dem er mit Interviewpartner*innen aus der LGBTI*-Szene – und darüber hinaus –über Themen wie Homophobie, queere Sichtbarkeit oder die Situation von LGBTI* in der Gesellschaft konstruktive und fundierte Gespräche führt. Krams Buch „Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber …“ erschien 2021 in einer aktualisierten Neuauflage. Außerdem war Kram Co-Herausgeber des Medien-Thinktanks vocer.org und Initiator des Waldschlösschen-Appells gegen Homophobie in den Medien.

Der gerne mal provozierende Kämpfer für die Rechte queerer Menschen ist aber auch auf anderen Gebieten aktiv: Vor der Europawahl 2019 initiierte er den überparteilichen Verein „Tu was für Europa“, der sich dafür einsetzt, dass sich jeder einzelne für die europäischen Werte engagieren kann. Im Jahr 2021 wurde die „Operette für zwei schwule Tenöre“ uraufgeführt, für die er das Libretto verfasst hat. Bereits 2014 war die Uraufführung seines medienkritischen Stücks „Seite Eins, Theaterstück für einen Mann und ein Smartphone“. Inzwischen wurden neun verschiedene Inszenierungen produziert (u.a. mit Ingolf Lück und Boris Aljinovic). Im April 2016 hatte auf arte der Theaterfilm „Shakespeares letzte Runde“ (u.a. mit Iris Berben, Reiner Schöne und Alexander Scheer) Fernseh-Premiere, dessen Head-Autor Johannes Kram ist.

Kram hat viele Jahre als Konzepter und Stratege für unterschiedliche Werbe- und PR-Agenturen und eigene Kunden gearbeitet und als Texter, Veranstalter und Produzent vielfältige Musikprojekte realisiert. Seine Medienarbeit rund um den Eurovisions-Auftritt von Guildo Horn 1998 wurde als eine der besten PR-Kampagnen der 90er bezeichnet. Als Mitbetreiber von mp3.de als damals größtem deutschen Musikportal erhielt er mit seiner Firma audiobahn 2001 den Online Star. An der Berner Hochschule der Künste hat Kram 2016 erstmalig zum Thema „Eine Strategie für meine Künstlerpersönlichkeit“ unterrichtet.

Interview mit Johannes Kram zur Nominierung zum Grimme Online Award 2021

Weitere queere Angebote

Zum Grimme Online Award 2021 wurden aber noch weitere Angebote vorgeschlagen, die sich mit queeren Themen beschäftigen. So der Podcast „Sputnik Pride“ vom Jugendradio des MDR. Im Tonfall für eine jugendliche Zielgruppe werden Themen behandelt, die gerade in der Welt der LGBTIQ+-Community interessant sind – dies auch gerne mal aus der Region. Moderator Kai hat mit dem Podcast die Mission, dass sich die queere Community so wohlfühlen und frei entfalten kann, wie jeder heterosexuelle Mensch.

Noch schwieriger ist die Situation von queeren Schwarzen Menschen und People of Color. Deshalb greift „BBQ – Der Black Brown Queere Podcast“ die Themen der nicht weißen queeren Community auf. In bislang 20 Folgen sprechen die Hosts Zuher Jazmati und Dominik Djialeu mit Gästen aus Aktivismus, Politik und Unterhaltung über Identität, Rassismus oder Repräsentanz, aber auch über Nachhaltigkeit, Glaube und Privileg. So schafft der Podcast Platz für Stimmen, die nur selten Gehör finden und vermittelt: „Du bist nicht allein.“

Weitere Tipps für queere Podcasts gibt es im Berliner Magazin Siegessäule. Beim Grimme Online Award wurden aber nicht nur Podcasts vorgeschlagen, sondern zum Beispiel auch ein Twitter-Megathread über 23 queere Persönlichkeiten in Berlin. Auf den ersten Blick etwas schwer zugänglich, eröffnet Olivian einen umfassenden Blick auf die Biografien historischer Personen, die als Vorbild oder Identifikationsfiguren dienen können – oder man betrachtet es einfach nur als interessante und notwendige Erweiterung des Allgemeinwissens.

Welche weiteren Formate kennt ihr, die queere Themen behandeln? Schreibt es uns über Instagram oder per Mail.