Wegschauen ist keine Option

Veröffentlicht von lw am

Was hinter verschlossenen Türen passiert, geht niemanden etwas an? Das ist nur bedingt richtig und in einigen Fällen sogar gefährlich. Wenn es nämlich um häusliche Gewalt geht. Aber wie verhält man sich richtig, wenn man die Vermutung hat, jemand in der Umgebung wird Opfer häuslicher Gewalt?

Diese Frage behandelt auch eines der Angebote, die zum Grimme Online Award 2021 vorgeschlagen wurden. „Reden oder Schweigen“ von der Deutschen Journalistenschule nimmt die Perspektive einer Person ein, die häusliche Gewalt in der Nachbarschaft beobachtet – und sich nun fragt, was sie tun soll. Reden? Oder schweigen? Hinsehen? Oder wegsehen? Handeln? Oder passiv bleiben? Und wenn ja: wie? Ausgehend von einer Ausgangsszene werden den Nutzer*innen der Website verschiedene Handlungsoptionen angeboten. Zu jeder einzelnen gibt es Hintergründe und Ratschläge. Diese kommen größtenteils von Expert*innen aus der Sozialarbeit, von der Polizei und auch von einer Betroffenen. Das niedrigschwellige Angebot liefert zwar auch keine Patentlösung, aber zeigt auf, was die Konsequenzen des eigenen Handelns sein können – und dass es wichtig ist, überhaupt etwas zu tun. Denn das wird gleich zu Beginn klar: Schweigen ist die schlechteste aller Möglichkeiten.

Auch CORRECTIV.Lokal hat sich in einer groß angelegten Recherche mit häuslicher Gewalt beschäftigt. Das große Netzwerk von Lokaljournalist*innen recherchiert zu Themen, die deutschlandweit Bedeutung haben, aber auch lokal relevant sind. Basis war in diesem Fall die Vermutung zahlreicher Expert*innen, dass während der Corona-Lockdowns die häusliche Gewalt ansteigt. Eine Datenrecherche, bei der für die Hälfte aller Frauenhäuser in Deutschland tagesgenau erfasst wurde, ob sie belegt waren, bestärkte diese Vermutung: viele waren überfüllt, mussten Frauen abweisen. Dieses Rechercheergebnis diente als Grundlage für lokale Geschichten aus ganz Deutschland, nicht nur in Tageszeitungen. Auf der Überblicksseite von CORRECTIV sind viele der Beiträge verlinkt und es werden die Hintergründe der Recherche erläutert.

Welche weiteren Formate kennt ihr, die das Thema häusliche Gewalt behandeln? Schreibt es uns über Instagram oder per Mail.