GOA talks 2022 – wer spricht? (1)

Veröffentlicht von as am


Im Panel „Kurz & gut: Social Media und Geschichte“ sprechen Charlotte Jahnz und Leonie Schöler über ihre Social-Media-Angebote: „Ich bin nicht Sophie Scholl“ ist ein Instagram-Account, „@heeyleonie“ ein TikTok-Kanal.

Charlotte Jahnz …
… ist Historikerin und interessiert sich für Geschichte im Internet, geschichtspolitische Themen und die Darstellung von Geschichte in den Medien. Sie studierte an der Universität Bonn Geschichte und Medienkommunikation. Seit 2019 arbeitet sie als Referentin bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), wo sie zuletzt das internationale Jugendgeschichtsfestival histoCON 2022: Shared Past? Divided Memories? organisiert hat. Sie hatte die Idee für den Instagram-Account „Ich bin nicht Sophie Scholl“, den sie gemeinsam mit Heike Gumz und Katharina Helling umgesetzt hat und der 2021 für einen Grimme Online Award in der Kategorie „Wissen und Bildung“ nominiert wurde.

Foto: Rainer Keuenhof / Grimme-Institut

„Der Instagram-Account ‚Ich bin nicht Sophie Scholl‘ informiert sachkundig in ausführlichen Postings über Widerstandskämpfer*innen gegen das NS-Regime. Als Reaktion auf das Projekt ‚Ich bin Sophie Scholl‘ hat sich ein kleines Team privat über Instagram zusammengefunden, um historische Fakten zu ergänzen und Hintergrundinformationen zu liefern. Damit haben die drei Macherinnen nicht nur eine Debatte über Freiheiten in der historischen Darstellung angeregt, sondern setzen auch ein klares Zeichen gegen rechtes Denken heute.“ (aus der Projektbeschreibung beim Grimme Online Award)

Zur Gestaltung und Umsetzung des Projekts sagte Charlotte Jahnz im quergewebt-Interview:

„Ich wollte den Account möglichst niedrigschwellig gestalten, weil wir manchmal Forschungsliteratur zitiert haben, die etwas komplizierter ist. Zusätzlich wollte ich über Erinnerungskultur sprechen. Das Ziel war nicht nur eine NS-Aufklärung, stattdessen wollten wir einen Anreiz geben, sich zu fragen, wem wir gedenken und weshalb. Mir war ein besonderes Anliegen, in dem @nichtsophiescholl-Account zu zeigen, welche Personen [als Widerstandskämpfer(innen), Anm. d. Red.] noch involviert waren und wie es mit ihnen und ihren Familien weiterging. Ich fand auch wichtig zu beleuchten, wie die Gesellschaft nach 1945 aussah.“

Das vollständige Interview, in dem die drei Macherinnen die Entstehungsgeschichte und den Verlauf des Angebots schildern, kann man hier in Gänze nachlesen.


Leonie Schöler …
… ist Journalistin, Historikerin und Moderatorin. Als Redakteurin und Filmemacherin mit Fokus auf Webvideos liefen ihre Recherchen bei diversen funk-Produktionen, unter anderem „Jäger und Sammler“, das „Y-Kollektiv“ und „Auf Klo“. Im Sommer 2021 erschien ihre Dokumentation über das System Tönnies für ZDFinfo, im Januar 2022 ihre achtteilige Webvideoreihe zur „Wannsee-Konferenz“ für das ZDF. Nebenher betreibt Leonie Schöler ihren TikTok-Account „heeyleonie“, auf dem sie ihre 160.000 Follower regelmäßig über Geschichte sowie aktuelle politische Geschehnisse aufklärt und der 2021 für einen Grimme Online Award in der Kategorie „Wissen und Bildung“ nominiert wurde.

Foto: Rainer Keuenhof / Grimme-Institut

„Eine schwule Armee im antiken Griechenland, Verbrechen der deutschen Kolonialzeit und immer wieder Frauen, denen der verdiente Ruhm gestohlen wurde: Auf ihrem facettenreichen TikTok-Kanal ‚@heeyleonie‘ [https://www.tiktok.com/@heeyleonie] informiert die Journalistin Leonie Schöler seit August 2020 über Geschichtsthemen, oft mit queeren, feministischen und Rassismus-Bezügen. Die fundierten Kurzvorträge der Historikerin haben rund 150.000 Follower*innen, die dort Wissen vermittelt bekommen, das in klassischen Geschichtsbüchern meist keinen Platz hat.“ (aus der Projektbeschreibung beim Grimme Online Award)

Im quergewebt-Interview erzählte sie, wie das Projekt seinen Anfang nahm:

„Als 2020 die Corona-Pandemie wütete, habe ich mir TikTok runtergeladen. Wie viele andere auch wollte ich mir die Langeweile vertreiben und mir die App einmal angucken. Natürlich war auch viel Quatsch dabei, aber ich habe auch gemerkt, dass der Algorithmus mir immer mehr Bildungsinhalte in die Timeline gespielt hat. Vor allem aus dem englischsprachigen Raum, auch Geschichte oder Politik, soziale Diskussionen und gesellschaftspolitische Inhalte. Das hat mich fasziniert, weil ich das Gefühl gehabt habe, dass ich da in ganz kurzer Zeit neue Perspektiven und Ideen und auch interessante Fakten gelernt habe.“

Im vollständigen Interview lässt sich nachlesen, wie Leonie Schöler arbeitet, ihre Themen auswählt und aufbereitet, aber auch, welche Stärken und Schwächen sie bei einem Format wie TikTok sieht, wie sich ihre Community entwickelt hat und welche Ziele sie sich langfristig für ihren Kanal gesetzt hat.