GOA talks 2022 – wer spricht? (6)

Veröffentlicht von lw am

Im Panel „Auftrag: Bildung“ sprechen Dorothee Pitz aus dem WDR Doku & Digitalteam und Bernd Hawlat, Vorstand bei der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv über die Projekte „WDR AR 1933-1945“ und ARD Retro.

Dorothee Pitz …
… entwickelt zusammen mit dem WDR Doku & Digitalteam innovativen digitalen Content für Schulen. Sie verantwortet das Format „Digitale Innovationen“ und ist Projektleiterin der beiden Augmented Reality Apps „WDR AR 1933-1945“ und der WDR Klima App, die in Kooperation mit der Hochschule Düsseldorf entstanden sind.
„Mehr Wissen durch Erleben“ ist das Ziel der Projekte. Die Geschichten von Zeitzeug:innen werden im Unterrichtsraum für Schüler:innen erlebbar und fühlbar.
Dabei geht es dem Doku&Digital-Team darum, Unterricht interaktiv und innovativ zu gestalten. Schüler:innen entwickeln von Anfang an die Projekte mit, sind Teil des Entwicklungsteams – das war der Lernprozess der vergangenen Jahre.
WDR AR 1933-1945 wurde 2020 für den Grimme Online Award nominiert und ist mit über 1,6 Mio. Downloads eine der erfolgreichsten WDR Apps. Auch Inside Auschwitz 360°, 2017 für den Grimme-Online-Award nominiert, wurde von Dorothee Pitz und dem Doku&Digital-Team entwickelt.
Das neueste Projekt – die WDR Klima App – steht seit August 2022 allen Schulen zur Verfügung und hat schon jetzt über 100.000 Downloads. Ein guter Weg, den öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag zukunftsweisend weiterzutreiben – für Schule 4.0.

2020 wurde das Projekt „WDR AR 1933-1945“ in der Kategorie Wissen und Bildung für den Grimme Online Award nominiert:

Porträt Dorothee Pitz
Porträt Dorothee Pitz, Foto: Markus Luigs, WDR

„Zeitzeugenberichte aus dem Zweiten Weltkrieg sind wichtiger Bestandteil der Erinnerung. Doch 75 Jahre nach Kriegsende werden diese Stimmen weniger. „WDR AR 1933–1945“ holt fünf Zeitzeuginnen – darunter zwei Schulfreundinnen von Anne Frank – mit Augmented Reality ins Wohnzimmer oder den Klassenraum.“

(aus der Projektbeschreibung beim Grimme Online Award 2020)

Im quergewebt-Interview aus 2020 berichtete der Pitz‘ Teammitglied und Projektleiter Maik Bialk darüber wie die Zeitzeuginnen gefunden wurden:

„Der Weg zu den Zeitzeuginnen war ziemlich lang. Wir haben relativ lange recherchiert, auch viel mehr Personen getroffen, uns Interviews angehört und sind am Ende bei den ausgewählten Zeitzeuginnen stehen geblieben, weil sie zum einen sehr gut und sehr plastisch erzählen konnten und zum anderen beispielhaft für viel mehr standen (…) uns war es wichtig, dass da wirklich noch ein plastisches Erleben vorhanden ist. Das ist, ehrlicherweise, bei vielen älteren Menschen nicht mehr da. Wir sind jetzt 75 Jahre nach Kriegsende, sprich, wir reden von Kinder- und Jugenderinnerungen. Das können nicht viele und es sind vor allem die Frauen, die es eher können als die Männer.“

(aus dem quergewebt-Interview 2020)

Im vollständigen Interview lässt sich außerdem nachlesen, warum sich für Augmented Reality entschieden wurde, welche Bedeutung das Projekt im Hinblick auf Geschichtsvergessenheit hat und welche Folgeprojekte geplant sind.


Bernd Hawlat…
… ist seit 2013 Vorstand bei der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv in Frankfurt-Main und Potsdam-Babelsberg und verantwortet dort u.a. das Fernseh-Archiv ARD Retro. Der studierte Jurist und Rechtsanwalt war nach dem Rechtsreferendariat in der Konzernrechtsabteilung von Siemens tätig, anschließend arbeitete Bernd Hawlat Ende der 90er bis 2006 als Referent, später auch als kommissarische Leitung im ständigen ARD-Büro in Frankfurt. 2006 wurde er Leiter für zentrale Aufgaben im ARD-Generalsekretariat in Berlin und übernahm 2011-2012 Sonderaufgaben im Bereich ARD-Geschäftsführung. Das Archiv ARD Retro besteht seit Oktober 2020 und beinhaltet historische Nachrichtenbeiträge, zeit- und kulturgeschichtlich prägende Dokumentarfilme sowie ausgewählte Bildungs- und Unterhaltungssendungen vor 1966.

Bernd Hawlat spricht im Interview mit der Plattform turi2 über die Arbeitsweise und Ziele im Deutschen Rundfunkarchiv:

Porträt Bernd Hawlat
Porträt Bernd Hawlat, Foto: © hr/Benjamin Knabe

„‚Senderelevante‘ Dokumente werden bei der Digitalisierung priorisiert. Dazu gehören Walter Ulbrichts berühmtes Dementi ‚Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten‘ oder Günter Schabowskis ’sofort, unverzüglich‘ Dauerbrenner, wie Hawlat sie stolz nennt, die immer wieder gefragt seien. Es sind Aufnahmen wie diese, die oft in TV-Dokus oder Museen landen. Noch schöner sei aber, wenn das Team den DRA-Nutzerinnen aus Redaktionen, Forschung und Kultur unbekanntere Schätze empfehlen kann: ‚Uns fallen manchmal tolle Sachen in die Hände. Auf sie versuchen wir, aufmerksam zu machen.'“ (aus dem Gespräch mit turi2, Edition #16)

Ende Oktober 2022 soll das nächste Projekt von ARD Retro an den Start gehen: die Veröffentlichtung von Tondokumenten vor 1966: Der Senderverbund schreibt in seiner Pressemitteilung dazu:

„ARD Retro umfasst zahlreiche eindrucksvolle Tondokumente aus der Zeit vor 1966. Diese werden neben den bereits seit 2020 zugänglichen historischen Videos in der ARD Mediathek online verfügbar sein. Die zeit- und kulturgeschichtlich relevanten Audios sind frei zugänglich und zeitlich unbegrenzt in der ARD Audiothek verfügbar(…) Die kostbaren Tondokumente geben Einblicke in Themen, Denkweisen und Sprachstil der Zeitepoche vor 1966.“

(Presseportal, ARD-Meldung vom 25.10.22)